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TxT · № 5

Verschwiegenheit ist ein kostbares Gut. Im Betreibungsamt ist sie unbezahlbar. Und so bietet der Umbau an der Unterstrasse 14 die Diskretion, mit der die Geschäfte in diesem Haus abgewickelt werden müssen. Für die neue Nutzung wurde das stattliche Haus sanft erneuert und um einige höchst spezifische Details angereichert, um der neuen Aufgabe gerecht zu werden.




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Dokumentation Hochbauamt, 2011 | N° 163
November 2011
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Umbau für Betreibungsamt und Stadtarchive

Am alten Standortort platzte das Betreibungsamt aus allen Nähten. In den Büros im Gaiserbahnhof mischte sich die Langzeitkundschaft mit denjenigen, die lediglich einen Auszug aus dem Betreibungsregister benötigten. Ein vertrauliches Gespräch war kaum möglich und die Sicherheit der Mitarbeitenden ein frommer Wunsch.

Das Haus an der Oberstrasse 14 bietet nun reichlich Platz für das Betreibungsamt und seine Kundschaft. Das fünfgeschossige Gebäude aus der Stickereiblüte war lange Zeit Sitz der Militärversicherung und danach der regionalen Arbeitsvermittlung. Es steht am Fusse des Freudenbergs und markiert den Strassenraum aus der Stadtraumerweiterung des 19. Jahrhunderts. Geschickt nutzte ArchitektAlfred Cuttat die Topographie und entwarf im Sockel zwei Geschosse, die von der Talseite her belichtet werden. Hier befinden sich nun die Archive der Stadtverwaltung und der Ortsbürger. Ihre Mitarbeitenden legen die Geschichte der Stadt in den riesigen Rollarchiven ab, die von der Militärversicherung zurückgeblieben sind.

Spezialdetails für besondere Aufgaben

Der Umbau beschränkte sich auf das Wesentliche. Die Oberflächen wurden ersetzt und die Büros neu eingeteilt. Kurz nach dem Eingang trennen sich die Wege der unterschiedlichen Kundschaft. An zwei Schaltern im Erdgeschoss werden Registerauszüge ausgehändigt und das Tagesgeschäft erledigt. In den darüber liegenden Stockwerken ist die Betreuung komplexer und das Konfliktpotenzial entsprechend höher.

Das Herz der Beratung bildet das persönliche Gespräch, ob am Tisch oder an den gesicherten Schaltern, die in den Obergeschossen eingebaut sind. Um Mitarbeitende vor Handgreiflichkeiten zu schützen und um Diskretion zu wahren, wird der Zugang über Türen geregelt, die nicht von allen Seiten zu öffnen sind. Und so kommt es, dass einzelne Türen nur einen Griff oder Knauf aufweisen, bisweilen lediglich ein Schloss und manchmal nichts von allem.

Es liegt in der Natur der Sache, dass im Betreibungsamt eine ernste Stimmung herrscht. Der Künstler Herbert Weber nimmt diesen Grundton subtil auf. Mit seinen Fotoserien über gewohnte Verrichtungen nimmt er dem Alltag die bleierne Schwere. Und haucht ihm, wenn auch keinen Frohsinn, so doch Optimismus ein.


Marko Sauer am, 26 11 2012

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